Geschichte

12/02/2016

Was ist Capoeira?
Capoeira ist ein brasilianischer Kampfsport, der von Sklaven als eine Art Freiheitsbewegung entwickelt wurde. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts ist die moderne Form der Capoeira auch außerhalb von Brasilien ein sehr beliebter Sport für Jung und Alt. Es ist eine Kombination aus Tanz, Kampf, Akrobatik und Spiel. Dies macht Capoeira zu einem besonders vielseitigen Sport. Es werden hierbei nicht nur die Kondition, Kraft und Geschicklichkeit trainiert, sondern auch Konzentration, Gefühl für Rhythmus, Kreativität und soziale Fähigkeiten wie Respekt, Toleranz und Teamgeist.

Der Ursprung
Capoeira entstand während de Kolonialzeit in Brasilien innerhalb des Sklavensystems. Zu Beginn der Kolonialzeit setzten die portugiesischen Kolonialherren lokale Arbeitskräfte, die Indianer, ein. Doch schnell stellte sich heraus, dass sie für die harte Arbeit auf den Plantagen zu schwach waren. Daraufhin holten sich die Portugiesen Afrikaner aus ihren anderen Kolonien (Angola, Mosambik und Guinea-Bissau).
Als die Sklaven nach Brasilien kamen, nahmen sie auch einen Tanz mit, der den Bewegungen von Tieren ähnelte und bei dem der Körper wie in der Ginga (Grundschritt beim Capoeira) hin und her bewegt wird.
Im Laufe der Zeit wurden die Sklaven immer stärker von den Sklavenbesitzern unterdrückt und misshandelt. Dies führte dazu, dass der Wunsch der Sklaven nach Freiheit immer stärker wurde und sie letztendlich begannen, sich ihre Rechte und ihre Freiheit zurückzuerkämpfen.
So gelang es den Sklaven, aus den Plantagen zu fliehen. In den Wäldern errichteten sie eine Art von Flüchtlingsdörfern, die Quilombos. Der größte und bekannteste Quilombo war der Quilombo dos Palmares in der Serra da Barriga im brasilianischen Bundesstaat Alagoas im Nordosten Brasiliens.
Da die Sklaven keine Waffen besaßen, mussten Sie eine andere Form finden, um sich erfolgreich gegen die Sklavenbesitzer zu verteidigen. Hierzu nahmen sie ihre einfachen, seltsamen Tanzbewegungen und entwickelten sie zu einer Kampfform.
Capoeira und andere brasilianische Kulturformen wir der Samba, die Handwerkskunst, die Religion Candomblé u.v.m. nehmen heutzutage eine wichtige Rolle für den Erhalt dieses traditionellen „Volkswissens“ ein und haben somit auch einen großen Einfluss auf die brasilianische Volksideologie, die Suche nach den wahren kulturellen Werten und das Wissen und das Verständnis der wahren Geschichte und des wahren Ursprungs des brasilianischen Volkes.

Die großen Meister

m-bimba

Mestre „Bimba“ (Manoel dos Reis Machado)
Geboren am 23. November 1899, Salvador – Bahia
Gestorben am 15. Februar 1974, Goiânia – Goias

Der größte Capoeirista aller Zeiten, der Befreier der Capoeira, der Verteidiger der schwarzen Kultur, der Erschaffer der Luta Regional Baiana. Unter diesem Namen wurde Capoeira in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts befreit. Bis dahin wurde die Ausübung von Capoeira nämlich strafrechtlich verfolgt.
Doch Mestre Bimba hat nicht nur die Capoeira aus der Unterdrückung befreit. Im Jahre 1946 organisierte er während des I Internationalen neuropsychiatrischen Kongresses in Salvador öffentliche Präsentation der afro-bahianischen Kultur, worunter Samba de Roda, Capoeira (selbstverständlich Regional …) und Candomblé. Maculelê gehörte zur damaligen Zeit noch nicht dazu. Dieser Tanz wurde erst in den 50er Jahren von Tiburcinho de Jaguaripe wiederentdeckt.
Neben Mestre Bimba gibt es eigenltich nur eine Person, die innerhalb der Capoeira eine vergleichbarer historische Bedeutung hat – Mestre Pastinha. Durch sein Charisma gelang es ihm, die Meister seiner Zeit um ihn zu vereinen und das primitive Capoeira-Spiel unter dem Namen „Angola“ zu bewahren. Im Nachhinein erwies sich dies als ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte dieses Spiels.


m-pastinhaMestre „Pastinha“ (Vicente Joaquim Ferreira Pastinha)
Geboren am 05. April 1889, Salvador – Bahia
Gestorben am 13. November 1981, Salvador – Bahia

„Er ist der Beste seiner Kunst, Herr über Geschicklichkeit und Mut …“ so der bekannte Schriftsteller Jorge Amado über Mestre Pastinha. Baiano aus Salvador, vom Pelourinho, der größte Meister der Capoeira Angola, der die Jahrhunderte alte Sklavenkunst perfektionierte. Er gründete eine Schule und entwickelte Unterrichtsmethoden auf der Grundlage der alten Traditionen. Darüber hinaus schrieb er das erste Buch über seine Kampfkunst, in dem er seine philosophische Auffassung zur Capoeira beschreibt.
Es war Mestre Pastinha, der die Farben gelb und schwarz (die Farben seines Fußbaldclubs) für die Uniformen der Angoleiros einführte und die Anordnung der Instrumenten (drei Berimbaus, zwei Pandeiros, ein Atabaque, ein Reco-Reco und ein Agogô) festlegte.
Seine bekannstesten Schüler sind Mestre João Grande, Mestre João Pequeno, Mestre Curió und viele andere.

joao-grande

Mestre „João Grande“ (João Oliveira dos Santos)
Geboren am 15. Januar 1933, Itagi (zuwieschen Iheus und Itabuna) – Bahia

Mestre João Grande ist einer der wichtigsten Schüler Mestre Pastinhas. Seit über 40 Jahren spielt und unterrichtet er Capoeira Angola. Für die Capoeira Angola reiste er bereits durch Afrika, Europa und die USA, wo sich seine Capoeira-Schule heute befindet (New York).
Von dort aus organisiert er Austauschreisen mit Bahia und verfolgt er die Entwicklungen innerhalb der Associação Brasileira de Capoeira Angola, dem brasilianischen Verein für Capoeira Angola.


m-Joao-PequenoMestre „João Pequeno“ (João Pereira dos Santos)
Geboren am 27. Dezember 1917, Araci – Bahia

Mestre João Pequeno ist einer der ältesten und wichtigsten aktiven Meister der Capoeira Angola. In der Schule von Mestre João Pequeno, im historische Stadtskern von Salvador, trainierten bereits die wichtigsten Meister der neuen Angoleiro-Generationen. Mestre João Pequeno kann man noch immer fast jeden Abend beim Spielen und Unterrichten in seiner traditionellen Form der Capoeira Angola zuschauen.


m-caicaraMestre „Caiçara“ (Antônio Carlos Moraes)
Geboren am 08. Mai 1924, Cachoeira de São Felix – Bahia
Gestorben am 26. August 1997, Salvador – Bahia

Mestre Caiçara ist ein wahrer Meilenstein in der Geschichte der Capoeira …. provokativ, witzig, fröhlich, sympathisch … Zusammen mit seinen Schülern, die für ihren besonders schönen und effizienten Stil bekannt waren, gehörte er zur brilliantesten Gruppe seiner Zeit.
Eine der lebenden Legenden der Capoeira. Seine Geschichte liest sich wie ein Roman …“ so Eduardo (A. C. São Salomão/Recife/PE).
In der Zeit, als der Pelourinho noch nicht seinen Glamour von heute hatte, war es Mestre Caiçara, der die Regeln innerhalb des Rotlichtviertels bestimmte. Nichts geschah ohne seine Zustimmung. Er nahm eine der wichtigsten Capoeira Angola-Schallplatten mit den verschiedenen Berimbau-Toques, Ladainhas und Sambas de Roda auf.

Capoeira Angola und Capoeira Regional

Capoeira Angola
Die afrikanischen Sklaven, die nach Brasilien verschleppt wurden, stammten zum Größenteil aus Angola. In der Regel hatten sie eine mittelgroße Statur und waren dadurch, wie man ihnen nachsagte, beweglicher. Dies war ihnen nicht nur bei der Arbeit auf den Plantagen, sondern auch beim Capoeira-Spiel von Nutzen. Die Bezeichnung „CAPOEIRA“ ist dadurch entstanden, dass die Sklaven von den Plantagen in die Wälder geflohen sind, wo sie sich auf einer Lichtung versammelten. Diese Lichtung heißt im Portugiesischen „Capoeira“. Die Sklavenbesitzer beauftragten Sklavenjägern, die so genannten „Capitães-do-mato“, die Sklaven dort zu holen. Diese jedoch wehrten sich gegen die Sklavenjäger mit Händen, Füßen und Kopf, mit denen sie harte Stöße und Tritte verteilten, die nicht selten tödlich waren. Die überlebenden Sklavenjäger kehrten mit leeren Händen zu ihren wütenden Auftraggebern zurück, die fragten: -„Wo sind die Sklaven?“ und die Antwort lautete: „Sie haben uns in der Capoeira erwischt“, womit sie die Stelle meinten, an der sie besiegt worden waren.
Inmitten der Wälder wurde Capoeira als ein tödlicher Kampf eingesetzt. Doch auch auf den Fazendas übten die Sklaven Capoeira aus, jedoch auf eine spielerische und defensive Art. Schließlich geschah dies unter den wachsamen Augen der Plantagenbesitzer und Sklavenjäger. Und hier veränderte sich Capoeira in einen Tanz. Nur so konnte Capoeira, das Sinnbild des Sklavenaufstands, überleben. Der Name Capoeira Angola entstand dadurch, dass die Sklavenbesitzer, wenn die die Sklaven, die zum größten Teil aus Angola stammten, beim Capoeira-Spiel erwischten, immer sagten: -„Die Neger spielen wieder Angola“. Bei den Massenfluchten der Sklaven aus den Fazendas in die Quilombos in den Wäldern (Quilombos waren die Dörfer, in denen die geflohenen Sklaven lebten) erwies sich die Capoeira als eine effiziente Verteidigungswaffe.
Im Jahre 1888 wurde die Sklaverei durch das „Lei Áurea“, das goldene Gesetz, abgeschafft und 1890 wurde eine Verordnung über die Immigration erlassen, die es Afrikanern und Asiaten ermöglichte, sich anhand einer Genehmigung der Nationalversammlung in Brasilien niederzulassen. Die Ausübung der Capoeira wurde zu dieser Zeit noch strafrechtlich verfolgt. Der damalige Präsident Rui Barbosa fasste den Beschluss, sämtliche Unterlagen über die Sklaverei in Brasilien verbrennen zu lassen. Obwohl die Capoeira von Politikern missbraucht wurde, um ihre Gegner zu terrorisieren, konnte sie überleben und wurde einige Zeit später Teil der brasilianischen Volkskultur. Aus dieser Zeit stammen auch die bekannten Namen der großen Capoeiristas wie Besouro Mangangá, Valdemar da Paixão, Totonho de Maré, Cobrinha Verde, Canjiquinha, Caiçara, Atenilo, Nagé Traíra, Pedro Mineiro, Porreta, Sete Morte, Bento Certeiro und der berühmte Vicente Ferreira PASTINHA, der die Capoeira als seine Lebensweise gewählt hatte und über viele Jahre hinweg Capoeira Angola spielte und lehrte. Pastinha ist der Gründer des Centro Esportivo de Capoeira Angola, in Salvador/Bahia.

Capoeira Regional
Die Merkmale der Capoeira Regional, die aus der Capoeira Angola entstanden ist, sind die Gewandtheit und die viel größere Vielfalt ihrer Bewegungen. Man sagt, dass die Capoeira Regional aus der Capoeira Angola hervorgegangen ist, da Manoel dos Reis Machado (Mestre Bimba) die Capoeira Regional auf der Grundlage der Capoeira Angola entwickelt hat. Hierbei ließ er sich von den Bewegungen der Capoeira Angola und des Batuques, einem afrikanischen Tanz, in dem sein Vater, Luiz Cândido Machado, Meister war, inspirieren.
Auf diese Art und Weise entstand die „luta regional baiana“ (Kampf der Region Bahia), wie Mestre Bimba die Capoeira Regional nannte. Der Stil der Regional kennzeichnet sich durch die Geschwindigkeit der Tritte und Gegentritte und den schnellen Rhythmus des Berimbaus, das von zwei Pandeiros und dem Klatschen der Menschen in der Roda begleitet wird.
Die Bewegungen der Capoeira Regional unterscheiden sich zum Teil von denen der Capoeira Angola. Einige der schnelleren und gefährlicheren Bewegungen sind: Armada, Queixada, Meia Lua de Compasso, Meia Lua Solta, Bênção, Martelo, Arrastão, Meia Lua de Frente, Balão Rodado, Joelhada, Giro de Costas, Arpão de Cabeça usw.

Tänze

maculeleMaculelê
Die Entstehung des Maculelê wird in einer Legende beschrieben. Laut der Legende gingen eines Tages die jungen Männer eines Stammes auf die Jagd und ließen die Frauen, die Kinder und die alten Männer alleine im Dorf zurück.  Die Krieger eines verfeindeten Stammes nutzten diesen Moment und griffen den Stamm an. Ein alter Krieger mit dem Namen „Maculelê“ verteidigte den Stamm mit zwei Holzstäben und fiel im Kampf. Um seinem Mut und seiner Kraft zu gedenken, wurde ihm zu Ehren ein Tanz mit Holzstöcken geschaffen, der bis heute an seinen Namen erinnert: Maculelê.


danca-do-fogoDança do fogo (Feuertanz)
Dies ist ein afrikanischer Kriegstanz, der in Brasilien angepasst wurde und in die brasilianische Volkskultur mit einfloss.

 

 

Samba-de-RodaSamba de Roda (Samba im Kreis)
Dies ist ein typisch brasilianischer Tanz, der von den Sklaven auf den Plantagen in ihrer Freizeit entwickelt wurde. Für die Sklaven war diese eine Art angenehme Abwechslung, ein Spiel, bei dem sie versuchten, dem harten Alltag für einen Moment zu entfliehen. Beim “Samba de Roda” kommt die Geschmeidigkeit, die Ginga und die Lebensfreude des Capoeiristas voll zum Ausdruck.

 


puxada-de-redePuxada de Rede
Dies ist eine einstudierte Präsentation, die mit Musik in einer Art Theaterstück das harte Leben der Fischer an der brasilianischen Küste darstellt.